Lange hab ich mit mir gerungen. Ich wollte es einfach nicht wahrhaben, dass man eigentlich kein Auto braucht, wenn man es nur zu folgenden Zwecken bewegt:
- zur Autowäsche fahren, weil das Auto wegen Schnee, Blütenstaub, Vogelkacke, Laubabfällen, aufgespritztem Schlamm durch vorbeifahrende andere Autos, Regen, tote Insekten kaum mehr zu erkennen ist
- das Auto umparken, weil sein bisheriger Parkplatz wegen Umzug/ Markttagen/ Bauarbeiten/ Filmarbeiten vorübergehend zur Halteverbotszone erklärt wurde
- zum Reifenwechseln fahren, weil Winter/Sommer ist
- zum TÜV fahren
- zum Kundendienst fahren
- das Auto umparken, weil sein bisheriger Parkplatz von der Wohnung aus nicht einsehbar ist und ich deshalb nicht zehn Mal täglich kontrollieren kann, wie es dem Auto geht
- am Wochenende zum Einkaufen fahren, wozu man aber genauso gut das Keks-Auto hätte nehmen können
- in die Innenstadt zum Shoppen fahren, wozu man aber genauso gut die Bahn hätte nehmen können, noch dazu wo man sowieso ein Monatsticket hat und in der Stadt wegen Parkplatzmangel falsch parken muss und einen Strafzettel kriegt
- den Keks von der Firma abholen, weil sein Auto in der Werkstatt ist (sehr selten!), wobei der Keks aber genauso gut ein Taxi hätte nehmen können und den Strafzettel wegen zu schnell fahren hätte dann der Taxifahrer bezahlen müssen
Der einzige Grund, warum ich die Notwendigkeit eines eigenen Autos bisher rechtfertigen konnte, war das Fitness-Studio, das von hier aus mit Bahn/Bus nur mit einmal Umsteigen zu erreichen ist. Dazu muss man allerdings wissen, dass sowohl vor dem Fitness-Studio als auch hier vor der Wohnung permanentes Parkplatz-Katastrophengebiet ist.
Folgendes Szenario ist daher die Regel: Ich latsche los mit meiner schweren Sporttasche (der unverzichtbare Inhalt der Sporttasche ist noch ein ganz anderes Thema und kann hier nicht weiter ausgeführt werden) und muss erstmal zehn Minuten bis zum Auto zurücklegen, da ich beim letzten Nach-Hause-Kommen wegen akuten Parkplatzmangels leider wieder gezwungen war am Innocentia-Park zu parken. Setze mich ins Auto. Fahr los. Das Fitness-Studio ist etwa zwei Kilometer entfernt. Ich fahre aber drei, weil Parkplatzsuche. Parkplatzfindung erfolgt an einem Ort etwa einen halben Kilometer vom Fitness-Studio entfernt. Ich tapse da hin, trainiere, dusche, tapse den halben Kilometer zurück zum Auto. Die Tasche ist jetzt noch schwerer geworden, weil zwar meine Wasserflasche leer, dafür alle meine anderen Sachen schweiß- und wasser-getränkt sind und ich auch ein bisschen erschöpft, weil hab ja trainiert. Setze mich ins Auto. Fahr los. Nach zwei Kilometer bin ich zu Hause. Kein Parkplatz. Ich kreise zehn Minuten um den Block, in der Hoffnung, irgendeiner muss doch hier heute nochmal wegfahren. Ich gebe auf und parke am Innocentiapark.
So, das ist jetzt alles vorbei. Ich fahr jetzt Bahn (oder Fahrrad). Das kleine schwarze Auto ist weg. Ich krieg Geld dafür, immerhin. Und von der Versicherung und der Steuer krieg ich auch was wieder. Ich bin ein bisschen reich. Und traurig.
3 Kommentare:
Mein aufrichtiges Beileid. Wie passend, dass das Auto schon von Natur aus Trauer trägt. Als hätte es von Anfang an geahnt, dass ihm mal schwere Abschiede bevorstehen.
das steht mir auch bevor - auch wenn der verstand etwas anderes sagt und man es nie so richtig gern zugeben möchte ... ei dir sicher, der wird auch wieder geliebt :-)
Danke für euer Mitgefühl.
Ja, das Auto ist in gute Hände gekommen und es durfte sogar das Kennzeichen mit meinen Initialen behalten!
Und ich darf es besuchen, wann immer ich mag und eine Flasche Rotwein mitbringe.
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