Das alte Jahr wurde mit einer lustigen Bad-Streich-Aktion beendet. Diese Aktion wäre eigentlich schon vor zwei bis drei Jahren dringend fällig gewesen, wurde von uns aber erfolgreich verdrängt. Wenn wir Besuch hatten, war es immer ein bisschen peinlich, noch dazu wo wir auch noch einen auffälligen Sprung in der (Wasch-)Schüssel hatten. Meistens bin ich das Ganze offensiv angegangen und hab den Besuch gleich umfassend in Kenntnis gesetzt: "Ja, das Bad ist jetzt nicht in seinem besten Zustand. Aber wir müssen einfach beide zu viel arbeiten, und dann will man nicht auch noch am Wochenende... du weißt ja, wie das ist."
Um diese Altlast dann nicht aber auch noch mit ins neue Jahr zu nehmen, sind wir das Problem am Samstag schließlich angegangen. Keks tüftelte einen etwas knappen, aber machbaren Zeitplan aus. Da wir es dann schließlich bereits um 9.30 Uhr aus dem Bett schafften, waren wir von Anfang an 90 Minuten im Verzug.
Erst nahmen wir es ganz genau, klebten alles sorgfältig ab, weichten alle Wände mit einem supergiftigen Tapetenlöser ein und machten uns an die Spachtelarbeiten. Am Anfang fand ich es ansatzweise witzig und erzählte Keks spannende Geschichten aus dem Leben eines Archäologenpärchens, das in jahrhundertealten Gemäuern nach dem uralten Schatz einer Hamburger Kaufmannsfamilie suchte.
Als wir nach einer Stunde aber weder einen Schatz gefunden noch sichtbare Fortschritte bei den Spachteleien gemacht hatten, wir unserem Zeitplan mittlerweile drei Stunden hinterherhinkten und mir der alte Aberglaube meiner Oma eingefallen war, nachdem man über den Jahreswechsel nichts Angefangenes liegen lassen darf, warfen wir unseren Perfektionismus über Bord. So ähnlich muss es in diesem Bad übrigens seit Jahrzehnten geschehen sein, denn wir hatten teilweise bis zu vier Schichten Farbe abgetragen. Keks rührte eine weitere giftige Klebemasse an und kleisterte damit die von uns freigelegten Löcher wieder zu.
Unser Plan für den späten Nachmittag sah eigentlich vor, dass wir beide an verschiedenen Stellen des Bades anfingen, die Wände zu streichen und dass wir uns letztendlich gemeinsam an die Decke machten. Leider mussten wir diesen Plan kurzfristig ändern, da die Farbe, die beim vormittäglichen Spachteln noch sehr hartnäckig gewesen war, jetzt beim sanften Streicheln mit einem Malerpinsel plötzlich in handflächengroßen Schuppen von der Wand kam, allerdings auch nur wieder sporadisch, so dass eine erneute Spachtel-Aktion uns nicht wirklich weitergebracht hätte. Wir reorganisierten daher schnell die Arbeitsteilung. Ich fing an einer Ecke an die Wände zu streichen und sobald sich irgendwo die Farbe löste, kam Keks mit dem Spachtel und spachtelte weg, was ging, während ich mir eine andere Ecke zum Pinseln suchte. Ging mit dem Spachtel nichts mehr, pinselte ich wieder fröhlich drüber bis wieder Teile der Wand runterkamen und so weiter und so fort. Dieses Ringelreihen spielten wir über mehrere Stunden. Ich hatte mich schon darauf eingestellt, dass es die halbe Nacht so weiter gehen würde, aber irgendwann hatten wir einen stabilen Zustand erreicht, in dem weniger abbröckelte als dran blieb und dann ging's ratz fatz. Und jetzt ist das Bad ganz schön.
Es ist nur so, dass an verschiedenen Stellen des Bades, die Wandfarbe unterschiedlich dick ist (so zwischen einer und sieben Schichten) und wir nicht genau wissen, wie lange das halten wird und an wie vielen Stellen wir nochmal nachbessern müssen. Aber zumindest sind die Wände jetzt weiß und haben keine Schimmel- oder sonstigen Flecken. Den Vorhang mag ich allerdings nicht mehr ins Fenster hängen, denn der hat die dunkelweiß-gelbe Farbe, die unsere Wände bis vor kurzem auch noch hatten und passt einfach nicht mehr dazu.
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