Montag, Juli 30

Reklamation


Den Juli muss ich leider zurückgeben. Er ist kaputt. Auf der Packung stand was von lauschigen Sommernächten am Elbstrand, Grillparties an der Außenalster, Wochenende an der Ostsee, Ventilatordauerbetrieb, akuter Bikininotstand, Cocktails im Beach-Club, Sonne, Sonne, Sonne. Der Juli, den ich erwischt hab, war irgendwie defekt. Kalt, regnerisch, insgesamt etwas depressiv. Kaputt.
Ich werd mir jetzt als nächstes einen August besorgen. Ich hoffe, der funktioniert besser.

Donnerstag, Juli 26

Spieglein, Spieglein...

Gestern stand in der Süddeutschen Zeitung das Ende von Harry Potter 7. In Spiegelschrift, so dass man es nicht aus Versehen lesen konnte, sondern einen Spiegel dazu brauchte.
Ich bin natürlich erst mal zum nächstbesten Spiegel gelaufen hab mich dagegen gelehnt und die Zeitung so schräg gehalten. Leider konnte ich es immer noch nicht lesen, es war weiterhin in Spiegelschrift. Da ist mir dann eingefallen, dass die Buchstaben in der Zeitung sich ja nicht einfach so umdrehen können. Also hab ich mal in den Spiegel gekuckt, und das war eine gute Idee, ich konnte es lesen.
Leider hat es mich nur bedingt interessiert, weil ich seit Harry Potter 3 aus der ganzen Thematik ausgestiegen bin. Aber das mit der Spiegelschrift fand ich gut...

Dienstag, Juli 24

Wedding Planning V

Wieder ein anstrengendes Hochzeitsplanungs-Wochenende hinter uns gebracht und es gibt Fortschritte.

1. Das Kleid: Ich war bei der Anprobe. Beim letzten Mal war mir das Kleid etwas zu groß, diesmal passte es mir sehr gut. Kein weiterer Kommentar.
Ich stand eine Stunde lang da, in meinen Schuhen und dem Kleid und wurde vermessen und abgesteckt, damit auch nirgends was raus- oder übersteht. Der Schweiß lief mir in kleinen, langsamen Bächlein an den Oberschenkelinnenseiten runter. Das Kleid drückte auch ein bisschen am Bauch, insgesamt fühlte ich mich eher nicht so.

2. Der Wirt: Es wird immer deutlicher, dass der Wirt recht unmotiviert ist, was die Hochzeit betrifft. Er findet, man solle sich nicht so viele Gedanken wegen des Menüs machen, die Hauptsach wär schließlich, dass alle sich den Bauch vollschlagen können. Auf Vegetarier würde er auch keine Rücksicht nehmen, weil "die Vegetarier kenn i scho, wenn's dann mei Schnitzl sehn, dann woin sie's doch." Auf meine Frage, ob wir zusätzlich zu seinem Standard-Rotwein aus Deutschland vielleicht auch noch einen französischen oder italienischen zur Auswahl haben könnten, reagierte er etwas ungehalten. Darüber hinaus war er eher der Ansicht, dass ihn das Ganze nicht wirklich was angeht.

3. Die Blumen: Ich will weiße Blumen.
Noch andere Farben?
Nein. Weiße Blumen, nur weiße.
Creme?
Nein. Weiß.
Meinem Vater war wichtig, dass kein Efeu auf die Tische kommt, das erinnert ihn an Beerdigungen und das Kriegerdenkmal. Kein Efeu also. Ansonsten alles in weiß und grün. Auch die Servietten.
Die Floristin ist toll. Wenigstens eine Sorge weniger.

Dienstag, Juli 17

Ahoi!

Wir haben's geschafft, der Keks und ich.
Und das obwohl der Keks geschrieben hat, dass das mit dem Sog und Wellenschlag nicht so radikal ernst genommen werden muss und dass auch gesunkene Fahrzeuge stillliegende Fahrzeuge sind und dass ein grünes und ein weißes Licht bei Nacht das Zeichen für eine gekenterte, nicht frei fahrende Fähre wäre.

Segellehrer C. kann stolz auf uns sein hat jetzt wieder seine Nicht-Durchfall-Quote erhöht und kann im nächsten Kurs erzählen, wenn die das geschafft haben, schafft das jeder.

Wir müssen innerhalb der nächsten 12 Monate die beiden praktischen Prüfungen (Motor und Segel) machen. Ich seh da bei mir noch so ein paar Probleme.
Erstens weiß ich nie, wo der Wind gerade ist, geschweige denn, woher er kam, bevor er da war.
Zweitens verwechsle ich nach wie vor rechts und links, da hilft es auch nichts, dass das jetzt steuerbord und backbord heißt.
Drittens besteht beim Segeln erhöhtes Fingernagel-Abbruchrisiko, was meine Manövrierfähigkeit desöfteren beeinträchtigt.

Motorboot soll ja nicht sooo schwierig sein, vielleicht klappt das besser. Ansonsten fahr ich doch lieber wieder Bahn oder Fahrrad.

Montag, Juli 16

Blaues Funkellicht

Das ganze Wochenende haben der Keks und ich mit unseren Segelbüchern im Ausnahmezustand verbracht. Ich hab die ganze Nacht von Fendern, Tampen und Drempeln geträumt (nicht, dass ich die Unterschiede kennen würde). Heute Nachmittag ist es soweit: Sportbootführerschein Binnen Theorieprüfung.

Der Keks und ich haben folgende Regeln erarbeitet, die uns die Beantwortung der Prüfungsfragen erleichtern werden:

Wenn gar nichts mehr geht: Sog und Wellenschlag vermeiden. Lüften. Umwelt schützen.

Beim Motorboot: immer Kraftstoffstand, Kühlwasserstand und Ölstand im Auge behalten, wenn Lampe leuchtet ist was kaputt, im Zweifel die Lampe

Bei allen Wartungsfragen: immer Allgemeinzustand begutachten ("Der Kutter sieht irgendwie nicht mehr ganz so fit aus, oder?")

Grundsätzlich: kritische Situationen meiden, Geschwindigkeit drosseln, Abstand halten, Fahrrinne frei machen, Hilfe holen, zügig und entschlossen sein, Sog und Wellenschlag vermeiden, lüften, Umweltschutz beachten.

Unsere Lieblingsfrage mit Modellantwort unseres Theorielehrers:
Ein Fahrzeug mit blauem Funkellicht nähert sich. Um welches Fahrzeug handelt es sich und was ist zu beachten?
Es handelt sich um ein Fahrzeug der Überwachungsbehörden. Der letzte Nüchterne ist schnellstens zum Schiffsführer zu wählen.

Freitag, Juli 13

Alte Freunde

Die Hochzeitsvorbereitungen schreiten voran. Die ersten Einladungen haben unser Arbeitszimmer verlassen und sind bei den Empfängern gelandet. Die Reaktionen sind durchwegs positiv, puh!
Zusagen bisher aber noch keine.

Nachdem ich beschlossen hatte, nicht nur Leute einzuladen, die in meinem jetzigen Leben eine Rolle spielen, sondern auch Menschen, mit denen mich früher einmal viel verbunden hat, die ich aber irgendwann auf dem Weg verloren habe, kriegen diese Hochzeitsvorbereitungen etwas besonders Sentimentales.

Ein Anruf bei meiner Studienfreundin M. in S., von der mich seit fast drei Jahren kein Lebenszeichen mehr erreicht hat, mündete spontan in ein "Ich fass es nicht.", ein mehrstündiges Telefonat und ein fest vereinbartes Treffen in S. Keine gegenseitigen Vorwürfe, kein Beleidigt-Sein, einfach nur pure Freude darüber, dass wir beide noch leben und uns immer noch so gut verstehen, als hätten wir uns gestern das letzte mal gesprochen.

Ich hoffe auf noch mehr dieser Überraschungen.