Mittwoch, Januar 31

Wedding Planning III

Die Locations-Frage für die Hochzeit kann nicht oft genug gestellt werden. Da wir eine sehr weitschweifige und familienfeier-freudige Verwandtschaft haben, sollten wir eigentlich am besten eine Mehrzweckhalle mieten. Aber wenn wir schon die ganze Sippschaft einladen (müssen), sollte wenigstens das Ambiente stimmen.

Momentan stehen drei Optionen zur Diskussion:

1. Die rustikale Dorfwirtschaft

Vorteil: billig, mit Spielplatz für die Kleinen, open end

Nachteil: Servicekräfte duzen grundsätzlich alle Gäste (wuist no a Hoibe?), Qualität der Speisen und Getränke: geht so, beim Sektempfang und beim Kuchenbuffet muss Verwandtschaft mithelfen, Deko/Saal: jeder kriegt einen Stuhl und es regnet nicht rein

2. Das elitäre Kurhotel

Vorteil: Service und Essen auf erstklassigem Niveau, alles wird einem permanent hinterhergetragen, zur Not schreiben sie sogar ein
Redemanuskript (ich flipp aus, ich komme aus einer kreativen Familie, wir sprechen immer ohne Manuskript), ein traumhaft schöner Garten hinter dem Hotel ganz für uns alleine, Übernachtungsmöglichkeit integriert

Nachteil: sehr teuer (vermutlich), um 24 Uhr ist Schluss sonst gibt's Schwierigkeiten mit der Kurverwaltung, der Festsaal fasst höchstens 120 Leute und das reicht vielleicht nicht

3. Das angesagte Traditionsbrauhaus

Vorteil: Geschäftsführer wirkt sehr kompetent ("Schnaps gibt's nur eine Runde nach dem Essen, sonst werden Sie sich wundern, was Sie für eine versoffene Verwandtschaft haben"), ein traumhaft schöner Biergarten, ein Festsaal, der sicher groß genug ist, auch wenn alle kommen, Essen sehr gut, Service tadellos, Best Beer in Landkreis

Nachteil: nur ein Teil des Biergartens würde uns zur Verfügung stehen, d.h. nicht so viel Bewegungsfreiheit und der Keks, der ist da wie ein junger Hund, Übernachten in der Nähe schwierig

Vielleicht werde ich noch weitere Optionen einholen, aber die Entscheidung muss bald fallen.
Ich bin selber gespannt, wie ich mich entscheiden werde. Der Keks ist keine Hilfe. Er sagt, ich soll ihm dann halt sagen, wann er wo sein soll.

Dienstag, Januar 30

Kommt ein Stöckchen geflogen...

Die Nessy hat geworfen.

Fünf Dinge, die ihr noch nicht über mich wisst:

Tick
Ich nehm im Supermarkt, im Zeitschriftenladen, in der Drogerie, überall immer nur das zweite Produkt vom Stapel oder aus dem Regal. Nie das erste Produkt! Wenn's nur noch ein Produkt gibt, dann werd ich immer ganz nervös, krieg Schweißausbrüche und fang an zu zittern.

Tadel
Meine Eltern haben einen Kater, der heißt eigentlich Janosch. Wenn er nicht gehorcht, nennt ihn meine Mutter aber Joschka Fischer. So wie in "Joschka Fischer, hast du schon wieder in die Blumen gepisst!"

Titel
Ich war früher einmal Wissenschaftlerin und hab im Zuge dessen einen Doktortitel erworben (Dr. phil.), aber der Keks (Dipl.-Ing.) weiß trotzdem alles besser.

Tatoo
Hab ich nicht, weil ich Angst vor den Schmerzen hab und weil ich viel zu wankelmütig bin in meinem Geschmack. Dafür hab ich ein Bauchnabel-Piercing. Hab ich mir in Marburg stechen lassen. Ich war auf einem Kongress und das Piercing-Studio hatte genau in meiner Mittagspause noch einen Termin frei.

TV-
Lieblings-Serie: Friends! (surprise!); mein Lieblings-Friend ist übrigens Phoebe.

Und weiter geht's mit Lillian und Percanta.

Montag, Januar 29

Wedding Planning II

Am Samstag haben wir den Pastor gesprochen. Schlechten Eindruck machte dabei, dass ich mein Taufdatum und der Keks seinen Konfirmations-Spruch nicht wusste. Der Keks musste Rede und Antwort stehen, warum seine erste Ehe gescheitert ist. Er hat irgendwas geplappert von wegen unterschiedlicher Werte, auseinander gelebt, hat sich alles anders entwickelt.

Ich persönlich fand das ja nicht so überzeugend und wollte mehrmals dazwischen rufen:

Und sie hat jede Woche fünf Mal Pasta Gorgonzola gekocht und der Keks, der konnte die nicht mehr sehen.
Und sie mochte keine Bücher, sie fand Lesen unkommunikativ.
Und im Bett lief's auch nicht mehr so.

Aber das hab ich mir verkniffen, weil ich hab mir schon gedacht, das kommt nicht so gut.
Der Pastor wollte zwar lieber konkrete Beispiele, hat sich aber letztendlich mit dem abstrakten Keks-Palaver zufrieden gegeben.
Und dann waren wir da auch schon wieder raus.

Wenn's nach dem Pastor geht, dann traut er uns wohl. Er hat uns auch schon mal die Kirche reserviert. Meine Mama "sieht den Blumenschmuck schon vor sich" und "der Chor von der M., der singt fei schee".
Ich hab gefragt, ob die wohl auch was von Katie Melua oder von Bonnie Tyler singen würden.
Aber: "Des is doch koa Kirchenlied! Naa, des glaub i ned."
Na gut. Sing ich halt selber. So still vor mich hin:
"Turnaround, Every now and then I get a
little bit nervous that the best of all the years have gone by..."

Wedding Planning I

Ich bin fix und fertig.

Das ganze Wochenende haben wir im beschaulichen Niederbayern verbracht, zur Hochzeitsplanung.

Wir fühlten uns teilweise wie live aus dem Komödienstadl, vor allem nachdem mein Papa ausführlich darüber philosophiert hatte, dass man im Dorf X nur etwas erreichen würde mit guten Kontakten zur Dorf-Mafia bestehend aus Bürgermeister, Wirt, Bauunternehmer und Raiffeisenbank-Chef.
Und der Pfarrer? Ja, der Pfarrer, der hält sich da lieber raus.

Danach setzte er Keks darüber in Kenntnis, dass er seine Ehefrau (mich!) nicht von der Steuer wird absetzen können, auch wenn sie (ich!) sehr viele Sonderausgaben erzeugen sollte (Kalauer!).

Meine Mama ging im Lauf der Gästeliste-Diskussion dazu über, in ihrem Karton (!) mit Sterbebildern zu verifizieren, ob Großtante Y und Ur-Oma Z vor 10, 15 oder 20 Jahren gestorben sind. Mit den Worten: Ich weiß, das ist jetzt nicht so passend, ... aber interessant! Und: Ich hab schon eine ganz schöne Sammlung beinander.

Freitag, Januar 26

König Kunde

Was ich ja echt überhaupt nicht ab kann, ist, wenn ich deadline am 31.1. hab und der Kunde schreibt am 26.1. ein Mail: I suppose you are in the finalising stage.

Von wegen, finalising stage, ich hab gestern erst angefangen, suppose du nur weiter.

Mittwoch, Januar 24

Deadline

Praktikantin S. hat mich gerade davon in Kenntnis gesetzt, dass die Bewerbung für den Wettbewerb von ihr persönlich zur Post gebracht wurde. Jetzt können wir nichts mehr machen, nur noch hoffen.

Gestern haben wir dieses Formular ausgefüllt und bei "Person, die den Preis entgegennehmen würde" haben wir doch allen Ernstes geschrieben:
Phoebe!

Bis zur Preisverleihung sind's zwar noch fünf Monate, aber ich feile schon mal an meinem Redemanuskript. Und ich bin noch nicht sicher, ob ich auch Gott und allen Engeln und Heiligen danken soll oder doch nur meinem IT-Support.

Meine Ex-Chefin (a.k.a. Miranda Priestly), die mich vor einem Jahr skrupellos gefeuert hat, wird vielleicht auch da sein und sich grün und blau ärgern.
Und ich werde umwerfend aussehen und charmant sein und wir werden unglaublich viele neue Kunden bekommen!
Und am Montag nach der Preisverleihung hab ich Gehaltsverhandlung und Chef1 wird mir Unmengen von Geld anbieten und ich werde wohlwollend akzeptieren.

Und ich hoffe, es weckt mich heute keiner.

Dienstag, Januar 23

neu und gut!

Auf besonderen Wunsch einer einzelnen Dame:

Kommentarfunktion jetzt auch für anonyme Kommentare!

Viel Spaß!

Neulich im Büro

Grafiker S. hat heute seinen kreativen Tag.
Er sitzt auf dem Boden vor seinem Schreibtisch mit der Tastatur aufm Schoß.
Phoebe: Was machst du da?
S.: Man muss ja nicht immer was machen.
Phoebe: Kannst du mal aus den zwei Bildern eins machen.
S.: Ich mach vier draus. Übrigens, ich hab dein Foto in ganz groß gemacht, kannste als Bildschirmschoner nehmen.
Phoebe: ???
S.: Kannste auch kleine Kacheln draus machen.
Phoebe: Wozu soll das gut sein?
S.: Weiß ich auch nicht. Bringste mir mal was mit Alkohol?
Phoebe: Dienst ist Dienst und Schnaps ist Schnaps.
S.: Wer arbeiten kann, kann auch Pralinen essen.
Phoebe geht.
Später Jabber-Message von S.: Deine vier Bilder liegen in Ordner XY.

Montag, Januar 22

Weihnachtsfeier IV

Nur der Vollständigkeit halber: Die definitiv letzte Weihnachtsfeier in dieser Saison fand am Sonntag nachmittag bei Chefin2 zu Hause statt. Da ich das schier unfassbare Glück habe mit der Hälfte meiner Arbeitszeit und Energie zur einen Abteilung und mit der anderen Hälfte zur anderen Abteilung zu gehören, weiß nie einer so genau, was ich gerade tue und ich kann zusätzlich zur Firmenweihnachtsfeier zwei Abteilungs-Weihnachtsfeiern besuchen.
Es war nett, es wurde Alkohol getrunken und die beiden Kinder haben nach und nach alle ihre Spielzeuge ins Wohnzimmer gebracht, um sie vorzuführen.
(Und die Wohnung von Chefin2 ist riesig und sehr schön und leider völlig außerhalb unseres Budgets.)

Wohnungsbesichtigung

Am Sonntag war Wohnungsbesichtigungsmarathon (= wir haben zwei Wohnungen besichtigt). Eine Wohnung in der Hegestraße haben wir einfach so aus Spaß besichtigt. Offensichtlich waren noch eine Menge anderer Leute auch der Meinung, dass es ein super Spaß sei am Sonntag früh um 11 Uhr durch Wind und Regen zur Hegestraße zu marschieren und sich durch eine völlig mit Wohnungsbesichtigern überfüllte Wohnung zu quetschen.
Die Wohnung war auch ganz toll zu besichtigen, da sie nicht möbliert war, das heißt auch die Glühbirnen waren schon ausgezogen und da es draußen ein bisschen duster war, konnte man sich zumindest schon mal gut vorstellen, wie sich die Wohnung bei Stromausfall anfühlt. Auch das Bad war sehr gut zurechtgemacht, es stand voller Werkzeug und Putzzeug und Renovierzeug und ich glaube, es hatte eine Badewanne.
Wir haben uns natürlich eingereiht in die Liste der Interessenten, man weiß ja nie. Aber nachdem ich alle diese anderen Menschen gesehen habe, die schon mental (und lautstark verbal) die Wohnung eingerichtet haben, habe ich einen spontanen Abwehr- und Fluchtreflex entwickelt. Es können doch nicht einfach wildfremde Menschen hier durch die Wohnung laufen und ihr Bett im Wohnzimmer aufstellen!

Später am Tag waren wir in "unserer" Wohnung, deren Mieter wir schon "kennengelernt" haben. Leider war auch dies eine öffentliche Massenbesichtigung, die eigentlich geplante Privatbesichtigung war wegen Terminschwierigkeiten nicht zustande gekommen. Es stellte sich dann auch heraus, dass die vermeintlichen Mieter nur Untermieter waren und folglich auch keinen Einfluss auf die weitere Vergabe der Wohnung haben. Unser Wettbewerbsvorteil ist also wieder dahin. Wir haben dann versucht, uns bei dem Makler ein bisschen beliebt zu machen, indem wir über seine Witze ganz laut lachten, viel lauter als die anderen. Ob es was geholfen hat, werden wir sehen.

Als wir wieder zu Hause waren, haben wir unsere eigene Wohnung besichtigt. Wir fanden, dass sie genau richtig ist und auch sehr schön eingerichtet und dass sie genau zu uns passt. Und wenn sie vielleicht auch ein ganz klein bisschen zu klein ist für uns, macht sie das locker weg durch ihren Charme und all die wunderschönen Erinnerungen, die wir mit ihr verbinden. Vielleicht bleiben wir einfach, wo wir sind.

Freitag, Januar 19

Kreativ am Freitag

Ich soll mir einen "kreativen, witzigen, aber doch seriösen Titel" (Chef1) für unsere Bewerbung für den Wettbewerb überlegen.

Phoebe for President

fand er eher grenzwertig.

Donnerstag, Januar 18

Mysterien der Ehe

Hochzeiten sind anscheinend ein Trendthema. Im Januar finde ich das zwar einigermaßen erstaunlich, aber die Hinweise mehren sich.

Nessy braucht ein Kleid (nicht zu kurz und nicht zu weit), weil sie zu vier Hochzeiten eingeladen ist. Elle sucht einen flexiblen DJ für eine Hochzeit in Berlin.


Der Keks hat mir kürzlich mit Schrecken aus einem Artikel des Manager Magazins vorgelesen: "Bremst die Ehe die Karriere? Mit dem Stress im Beruf wächst auch das Scheidungsrisiko." Ich habe selbstverständlich gelobt, immer eine vorbildliche Ehefrau zu sein und seine Karriere nicht zu gefährden und auch potentielle Kinder davon abzuhalten, selbiges zu tun.



Nun auch noch Nikolas Westerhoff in der Süddeutschen Zeitung mit den Mysterien der Ehe. Hier die Zusammenfassung.

Risikofaktoren für eine Ehe sind:
aufgedeckter Seitensprung, volle Berufstätigkeit der Frau, höhere Bildung der Frau, Leben in einer Millionenstadt, Konfessionslosigkeit, Alter jünger als 21 Jahre, dysfunktionaler Kommunikationsstil (z.B. einer redet viel, einer wenig), Abstammung aus Scheidungsfamilien, Neurosen (Unsicherheit, Nervosität, emotionale Labilität), Ehevertrag

Protektive Faktoren für eine Ehe sind:
gemeinsames Wohneigentum, gemeinsames Kind, Zusammenwohnen bereits vor der Ehe (mind. halbes Jahr), Alter älter als 21 Jahre, ausgewogenes Verhältnis von Lob und Kritik (5:1, besonders vom Mann), Glaube, dass Partnerschaft hält, Umgang mit Alltagsstress, Ähnlichkeit des Paares, Glaube an gemeinsame Werte, viele Gäste bei der Hochzeitsfeier

Keks und ich erfüllen vier Risikofaktoren und acht protektive Faktoren (das Verhältnis von Lob und Kritik wird von mir streng überwacht!). Wir werden dann ja sehen, wo uns das hinführt.

Mittwoch, Januar 17

Kyrill kommt


Der Deutsche Wetterdienst gibt eine Vorwarnung zur Unwetterwarnung heraus. Bis Freitag sei flächendeckend mit Orkan-Böen der Windstärken 11 und 12 zu rechnen.

Folgendes wird NICHT empfohlen: Ausflüge, Waldspaziergänge, Auto am Meer parken, Auto unter einem Baum parken.

Folgendes wird empfohlen: zu Hause bleiben.

Mein Problem ist, dass ich leider nicht von zu Hause aus arbeiten kann, unser Büro-Tower schon desöfteren den Eindruck machte, dass er nicht ganz sturmfest ist und dass mein kleines Auto auf einem sehr schönen Parkplatz vorm Haus steht, der sich zwar nicht am Meer, aber unter einem Baum befindet.

Kyrill, ich warne dich!

brand-new toy

Jetzt bin ich schon fast neun Monate in der Firma, bis mir endlich mal einer steckt, dass wir hier so ein Jabber-Chat-Dings haben, mit dem man gezielt Kollegen von der Arbeit abhalten kann, indem man ihnen sinnfreie Nachrichten schreibt.
Nachdem ich eine Stunde gebraucht habe, um es zum Laufen zu bringen, hab ich heute schon folgende Messages bekommen:

Is cool, isn’t it?

huhu, kannst du mich hören?

Gehörst du jetzt auch zu den coolen Chattern?

chat chat chat

wir schreiben uns immer lustige sachen!

das hat aber lange gedauert bei dir

ich bin mal kurz auf klo

wie schmeckt dir der kaffee, hab ich gemacht

kannst mir auch was schreiben, wenn du nix zu sagen hast


Ich hab jetzt natürlich total Stress, weil ich mit dem Formulieren intelligenter Antworten gar nicht mehr hinterherkomme. Jetzt weiß ich wenigstens, warum die Kollegen manchmal so extrem beschäftigt tun.

Dienstag, Januar 16

Caspar David Friedrich

Am Sonntag die Caspar David Friedrich – Ausstellung in der Hamburger Kunsthalle besucht. (Frau Merkel soll ja auch da gewesen sein, ich hab sie aber nicht gesehen.)

Ich bin völlig begeistert. Besonders der Audio-Guide ist zu empfehlen. Er hilft einem interessierten Laien wie mir doch schon erheblich dabei, in die Bilder einzutauchen. Auch wenn ich teilweise kaum glauben kann, dass der gute Caspar sich wirklich so viel dabei gedacht hat, wie der Kunsthistoriker im Allgemeinen uns so glauben lassen will. Bei Künstlern denk ich immer, die malen halt, was sie schön finden. Caspars Bilder sind auf jeden Fall toll, Interpretation hin oder her. Dabei bin ich eigentlich nicht so die Romantikerin.

Montag, Januar 15

Mieten!

Wie es das Leben so will, sind wir nach wie vor auf Wohnungssuche. Irgendwie zieht es uns magisch in eine größere Wohnung. Das Angebot an bezahlbaren Wohnungen und unsere Ansprüche sind leider nur schwer zur Deckung zu bringen. Der Wohnungsmarkt in Hamburg ist zwar nicht ganz so angespannt wie in anderen Großstädten, aber Glück und ein paar Taschenspieler-Tricks braucht man schon.

Auf einigermaßen ominösen Wegen kam der Keks zu der Information, dass in einem Haus etwa 100 m von uns entfernt eine Wohnung frei wird mit einem Zimmer mehr und viel Quadratmeter mehr und Blick direkt auf den Kanal und Balkon vorne und hinten und überhaupt alles super. Besichtigt werden kann die Wohnung noch nicht, weil die derzeitigen Mieter noch drin wohnen oder so (hab ich nicht ganz kapiert, die Begründung). Aber besichtigt werden kann die identische Wohnung einen Stockwerk tiefer, die frei ist, aber auch schon wieder weg.

Keks und ich also hin und besichtigen die Wohnung, wobei wir uns absprachegemäß in Lobhudeleien übertreffen und das Schauspiel "Phoebe und Keks, die unkomplizierten Mieter" geben. Sanfte Beeinflussungsversuche unsererseits, allen anderen Interessenten schon mal abzusagen, prallen aber am gutgelaunten Makler ab.

Am Samstagabend reservieren wir nichtsahnend einen Tisch in unserem Lieblings-Restaurant am Eck und wie es das Leben so will, bekommen wir einen Tisch mit Blick direkt über den Kanal auf unsere Wohnung in spe. Wir nehmen es als ein gutes Omen, bestellen, reden, trinken Wein.

Irgendwann fangen wir an rumzualbern, was da wohl für Leute in "unserer" Wohnung wohnen und ob die "unsere" Wohnung auch immer gut behandelt haben. Wie auf Kommando erscheint ein Mann am Fenster und schaut über den Kanal zu uns. Kurz danach geht das Licht in der Wohnung aus. Eine halbe Minute danach geht die Haustür auf und der Typ vom Fenster kommt in Begleitung eines anderen Typen raus.

Der Keks rutscht ein Weilchen unruhig auf seinem Stuhl hin und her, springt dann auf und rennt aus dem Restaurant. Der französische Kellner, der sowieso schon die ganze Zeit ein Auge auf mich geworfen hatte, kommt gleich pseudo-besorgt an unseren Tisch und fragt mich, ob alles ok sei. Ich wiegle ab, das sei normal.

Nun haben wir also die Telefonnummer von unserem Vormieter eingesackt und wenn alles klappt, bekommen wir diese Woche Privataudienz und -besichtigung, wo wir natürlich einen horrenden Preis für die Übernahme der Küche bieten werden und das eine oder andere gute Wort hat ja noch nie geschadet. Und dann werden wir ja sehen...

Weihnachtsfeier III

Der Keks-Chef denkt, es ist eine gute Idee, die Weihnachtsfeier erst im Januar zu machen, weil dann ist ja auch der Vorweihnachts-Stress vorbei. Folglich war die Weihnachtsfeier am Freitag.

Der Keks-Chef denkt weiter, es ist eine gute Idee, auch die Frauen/Freundinnen seiner Mitarbeiter mit zur Weihnachtsfeier einzuladen. Wie in jedem Jahr erläuterte er auch dieses Mal die besondere Bedeutung der (Haus-)Frau in der männlich dominierten Berufswelt. „Ein Großteil unseres Geschäftserfolges geht auch auf Sie, liebe Damen zurück. Ihnen ist es zu verdanken, dass die Herren am Montag motiviert zur Arbeit erscheinen. Sie sorgen dafür, dass sie sich, auch wenn es mal später wird in der Firma, zu Hause gut entspannen können. Sie schaffen für Ihre Männer einen wichtigen Ausgleich zum hektischen Alltag im Büro.“

Jetzt wissen wir also wieder bescheid: Ich bin das Rundum-Wohlfühl-Paket für den Keks. Das ist meine Aufgabe. Dafür darf ich dann einmal im Jahr zur Weihnachtsfeier und ein Sechs-Gänge-Menü zu mir nehmen (was allerdings extrem lecker war!). Außerdem krieg ich einen Blumenstrauß und ein Weihnachtsgeschenk.

Ansonsten war der Abend die übliche Mischung aus „ganz nett“ und „etwas anstrengend“. Leider hatten der Keks und ich uns nicht gut abgestimmt, so dass wir beide am Ende des Abends fahrtüchtig waren, was ärgerlich war, denn der Wein war eigentlich sehr schmackhaft.

Freitag, Januar 12

Crazy (Sexy Cool)

Passiert das eigentlich anderen Leuten auch?

Heute morgen unter die Dusche gestellt und das Wasser angedreht, später das Wasser wieder ausgedreht und aus der Dusche geklettert. An die zehn Minuten dazwischen kann ich mich nicht erinnern.

Anscheinend hab ich mir die Haare gewaschen. Ob ich mich eingeseift hab, weiß ich nicht genau, ich kann mich nicht erinnern, aber sehr wahrscheinlich hab ich es getan.

Manchmal befürchte ich, dass ich auch mal im Fitness-Studio so verwirrt sein könnte, dass ich mich meiner verschwitzten Sportsachen entledige und dann statt in die Dusche wieder in die Halle gehe!

In meinem Kopf passieren einfach manchmal so spannende Dinge, dass ich nicht auch noch gleichzeitig auf die Realität achten kann.

Donnerstag, Januar 11

Besser spät als nie

Heute morgen gegen 9.20 Uhr dachte ich im Halbschlaf:
Komisch, dass der Wecker gar nicht geht, ich muss doch irgendwann mal aufstehen, wie spät ist es denn?

Ich sah auf die Uhr. 9.20 Uhr.
Ist heute Samstag? Vielleicht ist heute Samstag. 9.20 Uhr, kann ja gar nicht sein, 9.20 Uhr während der Woche.

Pause.
War gestern Freitag? Ich kann mich nicht erinnern.

Pause.
Warum ist Keks nicht da? Ach ja, Keks musste um 6 Uhr zum Flughafen. Arbeitet der jetzt schon am Wochenende?

Pause.
Keks arbeitet doch nicht am Wochenende.

Pause.
Ist heute gar nicht Samstag? Aber wieso ist es 9.20 Uhr?

Pause.
Scheiße! Was mach ich jetzt?

Hektisches Gewusel meinerseits. Ich überprüfte noch dreimal den Wecker, ob er falsch gestellt war (Fehlanzeige), den Kalender, ob doch Samstag ist (auch Fehlanzeige), mein Gedächtnis, ob ich heute aus irgendwelchen Gründen frei hab (auch Fehlanzeige).
Da ich mich am besten Willen nicht an die Telefonnummer der Agentur erinnern konnte, suchte ich meine Visitenkarte und rief die Zentrale an. Chefsekretärin D.:
Ach, Frau Phoebe, nur keine Hektik, macht ja nix, ich sag Chef1, sie sind in einer Stunde da.

Eine Stunde später sah ich mir selbst, etwas neben mir stehend, zu, wie ich in der Agentur ankam, irgendwas von „Wecker nicht gehört“ nuschelte und mich still an meinen Schreibtisch verdrückte.

Kollegin K. vermutete, ich hätte die beiden Cocktails, die wir gestern nach der Arbeit zu uns genommen hatten, nicht ganz vertragen.
Chefin1 meinte, sie wäre ja froh, dass ich überhaupt noch aufgewacht wäre.
Kollegin C. wies mich freundlicherweise darauf hin, dass morgen auch nicht Samstag sein wird.

Mittwoch, Januar 10

Vorwarnung

Ich hab zur Zeit eine Kundin, die ruft immer an, um zu sagen, dass sie morgen wieder anruft.

Oder sie ruft an, um zu sagen, dass sie mir gerade eine Mail geschrieben hat. Die Mail liest sie mir dann am Telefon vor.

Mittlerweile ist es so weit, dass ich jede Mail von ihr sofort mit einer kurzen Mail beantworte, in der ich schreibe, wann ich ihre Mail lesen werde.

Sekundärer Krankheitsgewinn

Der arme, arme Keks hat ein komische Warze auf dem Handrücken. Der ästhetische Aspekt ist das eine, schlimmer daran ist aber die Schmerzempfindlichkeit. Deshalb darf ich NIEMALS die Hand vom Keks berühren, ohne genau auf die Warze aufzupassen. Und dabei berühre ich den Keks so gerne.

Gestern war er beim Arzt, der besorgten Blickes die Warze entfernt hat. Keks kam nach Hause mit einem gigantischen Verband und der Gewissheit, die Schmerzen würden im Lauf der Nacht unerträgliche Ausmaße annehmen. Um das Schlimmste abzuwenden, hab ich gleich angefangen, ihn zu verhätscheln (er kann ja auch nichts machen mit der Hand), ich hab Abendessen gemacht und ihm alles hinterhergetragen und hab die Programme am Fernseher nach seinen Wünschen gewechselt und ihm sein Buch gebracht und die Zeitung und die Hausschuhe. Nach dem Abendessen beschloss Keks, dass es schon mal sinnvoll wäre, den Schmerz prophylaktisch mit einer Flasche Rotwein zu bekämpfen. Als die Flasche Rotwein leergetrunken war und ich mich todmüde Richtung Schlafzimmer aufmachte, teilte mir Keks mit, dass er jetzt so lange wie möglich aufbleiben (und im Internet surfen) müsste, damit er dann ganz, ganz müde wäre, so dass er die Schmerzen, die noch kommen würden, gar nicht spürte.

Nachdem er heute morgen meinen Spülhandschuh zum Duschen zweckentfremdet hatte, teilte er mir mit, dass die Heilung bisher sehr erfreulich verliefe. Schmerzen hätte er (bis jetzt!) nicht und der Verband wäre auch nicht mal nass geworden.

Dienstag, Januar 9

Aerobic 2

Mich hat ja zu Jahresanfang wieder die Sport-Lust gepackt. Und so war ich gestern abend fleißig im Gym. Halbe Stunde Fahrrad, halbe Stunde Crosstrainer. Und dann wäre ich besser nach Hause gegangen. Stattdessen dachte ich, in einem Anflug von Größenwahn, ich könnte jetzt noch super eine Stunde Aerobic 2 mitmachen.

Das Problem ist, dass ich nicht unbedingt ein Bewegungsgenie bin. Ich verwechsle schon mal rechts und links und oben und unten. Und meine Beine machen auch (anders als die Trainer das gerne behaupten) nichts von selber, sondern sie müssen durch gezielte Befehle über Großhirn und Rückenmark gesteuert werden. Schritt für Schritt. Deshalb ist diese Aerobic-Sache nicht so einfach für mich.

Aerobic 1-Kurse gibt es leider nicht zu einer mit meinem Job verträglichen Uhrzeit, so dass ich gezwungen bin den Aerobic 2-Kurs mit meiner Anwesenheit zu belästigen. Wenn ich sehr konzentriert bin und nicht so drauf achte, dass es gut aussieht, sondern nur, dass ich die richtigen Schritte mit den richtigen Füßen mache und es keine weiteren Widrigkeiten gibt, dann komm ich meistens leidlich zurecht und es macht sogar Spaß.

Gestern gab es leider einige widrige Umstände. Erstens war ich fünf Minuten zu spät und hatte die ersten Schritte schon verpasst. Außerdem war die Musik sehr laut und der Trainer sehr leise, so dass ich ihn nicht verstehen konnte und versuchen musste nachzuahmen, was er machte, ohne verbale Anweisungen. Und außerdem hatte ich kaum Platz, mich zu bewegen. Zugegeben, alle anderen kamen gut zurecht. Ich aber gar nicht. Und so musste ich nach 15 Minuten frustriert aufgeben.

Mein Stolz auf die Stunde Kardiotraining, die ich tadellos absolviert hatte, war auch verflogen. Ich bin duschen gegangen und dann nach Hause. Ein Buch lesen, hat super geklappt.

Montag, Januar 8

Babel



Ein marokkanischer Junge schießt mit dem Gewehr eines japanischen Jägers eine amerikanische Touristin an, deren Kinder von der Haushaltshilfe mit zu einer mexikanischen Hochzeit genommen werden und bei der Wiedereinreise in die USA Schwierigkeiten beim Zoll bekommen. Das amerikanische Touristenpaar arbeitet dabei seine Ehekrise auf und die taubstumme Tochter des japanischen Jägers pubertiert. Oder wie man in Disneyworld sagen würde: „It’s a small world.“

Nun gut, wie zu erwarten war, ist die Story sehr konstruiert, aber das stört nicht mal so sehr. Um gängige Klischees kommt der Film nicht ganz rum, aber zumindest werden Araber nicht als völlig unzivilisierte Barbaren dargestellt, im Gegenteil, sie sind humaner und taktvoller als die amerikanisch-westeuropäische Reisegruppe der verletzten Touristin. Der Film verfolgt eine gute Idee (siehe Disneyworld), wenn auch vielleicht etwas platt. Ansonsten ist er handwerklich solide gemacht. Warum er allerdings Überlänge haben muss, weiß ich nicht, denn die Story ist im Grunde in einem Absatz erzählt (siehe oben).

Samstag, Januar 6

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Keks und ich waren heute mittag zu einem ungezwungenen Brunch anlässlich eines Geburtstages eingeladen. Es war sehr nett, ich habe schätzungsweise eine Flasche Prosecco alleine getrunken. Eigentlich unterschied sich das Event nicht sonderlich von traditionellen Geburtstagsparties, es wurde gegessen, getrunken (zu wenig nach Ansicht der Gastgeberin, aber an mir lag's nicht, siehe oben), gelacht und gequatscht. Nur es war halt draußen hell. Nun gut, das hat den Vorteil, dass alle um 20.15 Uhr wieder nüchtern sind und es sich zu Hause auf dem Sofa gemütlich machen und zum letzten Mal den Christbaum anzünden können. Zumindest haben das diverse Gäste verlautbart und Keks und ich machen es natürlich genauso.
Früher bin ich nicht vor halb zehn Uhr (abends!) zu einer Party, hab die ganze Nacht getrunken (mehr als eine Flasche Prosecco), um dann den Sonntag verkatert im Bett zu verbringen. Natürlich ist die Mittags-Variante viel vernünftiger.

Leider weiß ich nicht, wie alt die Gastgeberin geworden ist, denn sie behauptete konsequent, sie wäre 29. Dies könne aber definitiv nicht stimmen, wie mir mehrere Mitgäste berichteten, denn sie wäre im letzten Jahr und im Jahr davor auch schon jeweils 29 gewesen.

Eine weitere Mitgästin verriet ihren Geheimtipp, wie man sich ein paar Jahre jünger machen kann. Sie hatte einfach ihren 32. Geburtstag sehr groß gefeiert und niemandem mitgeteilt, wie alt sie wurde. Daraufhin nahmen alle an, sie wäre 30 geworden.

Diesen Schabernack möchte ich nicht treiben und konstatiere deshalb feierlich:
Phoebe ist heute 30 Jahre, 3 Monate und 9 Tage alt.

Der Verlust der Zeit

Matthias Drobinski in der Süddeutschen Zeitung:

In den Tagen zwischen Weihnachten und dem Dreikönigsfest muss man Bayern lieben. Dann passiert nämlich nichts im Land, dann ist stade Zeit. In den Büros gähnt die Leere, Telefonate landen im Nirwana, die Handwerker sind ausgewandert. Es gibt Sitzplätze in der U-Bahn und selbst die Handpuppen des politischen Theaters spielen nur das kleine Programm. ... [Das Land] hält den Atem an, es steht da wie ein verhoffendes Reh im Wald.

Manchmal hab ich doch ein bisschen Heimweh.

Freitag, Januar 5

Sozialer Druck

Gestern hatte ich zum ersten Mal meine Sporttasche mit in der Firma. Es ist zwar sehr unpraktisch, sich im Berufsverkehr mit einer Sporttasche (meine ist sehr groß!) in die U-Bahn zu quetschen, erhöht aber die Chancen, abends tatsächlich zum Sport zu gehen, gewaltig. Man versucht schließlich doch zu verhindern, die Tasche unverrichteter Dinge wieder nach Hause zu tragen. Außerdem ist der Berufsverkehr, wenn ich jetzt mal kurz ehrlich bin, eigentlich schon deutlich am Abflachen, wenn ich zur Arbeit fahre.


Was ich nicht bedacht hatte, war die Massivität des sozialen Drucks, den so eine Sporttasche erzeugt. Auf dem Weg vom Empfang zu meinem Schreibtisch musste ich etwa fünf Mal erläutern, dass ich
a) noch zum Sport will und
b) ja, hat schon was mit den Neujahrsvorsätzen zu tun und
c) dass ich Aerobic mache und
d) in der Kaifu und
e) ich versuche regelmäßig, aber klappt nicht immer so gut.

Als ich meine Tasche neben meinem Mobi-Schrank abstelle, fragt
Chefin1: Was hast du mit der Tasche vor?
Phoebe: Ich geh heut noch in die Kaifu.
Chefin 1: Was? Du fliegst heut noch nach Korfu?
Phoebe: Ja, genau, ein bisschen Dance Aerobic.

Prompt haben mich heute morgen schon drei Leute gefragt, wie's denn so war gestern auf Korfu.

Donnerstag, Januar 4

Abschied

Kollegin C. hat gekündigt und verlässt uns zum Monatsende. Ich bin ein bisschen traurig deshalb, denn es war sehr angenehm mit ihr zu arbeiten. Aber geahnt hab ich es schon. Es lässt sich zwar nicht an einem bestimmten Ereignis oder einer bestimmten Aussage festmachen, aber das Gefühl, das sie nicht mehr ganz bei der Firma ist, hatte ich schon lange. Jetzt ist es also so weit.
Warum genau sie schon nach einem Jahr in der Firma das Handtuch schmeißt, weiß ich nicht. (Auf jeden Fall behauptet sie, dass es nicht an Kollegin Phoebe liegt.) Sie möchte noch mehr dazu lernen, noch mehr sehen, noch andere Erfahrungen machen. Deshalb raus hier. Ich drücke ihr die Daumen, von ganzem Herzen.
Es wird spannend, was ihr Weggang für unser Team bedeuten wird. Ob wir einen Ersatz für Kollegin C. bekommen, steht noch in den Sternen. Momentan machen wir nicht so viel Umsatz und werden von den anderen Teams subventioniert, es könnte also gut sein, dass wir betriebsbedingt schrumpfen. Ob das gut oder schlecht wäre, weiß ich nicht, und will ich mir auch nicht überlegen, ich will einfach nicht, dass sie geht. Grummel.

Katharina Hacker: Die Habenichtse


Das Buch muss ja eigentlich ein gutes Buch sein. Immerhin hat es den Buchpreis gewonnen. Dachte ich und so kaufte ich es, sogar als Hardcover, was ich sonst wirklich selten tue.

Isabelle und Jakob werden am 11.09.2001 in Berlin ein Paar, heiraten bald und ziehen kurze Zeit später nach London, wo Jakob für eine Anwaltskanzlei, Isabelle weiter für ihre Berliner Grafikagentur arbeitet. Die beiden leben in einem angenehmen Wohlstand vor sich hin, sind aber nicht wirklich glücklich. Jakob ist fasziniert von seinem schwulen Chef und seinem Kollegen Alistair, Isabelle dagegen von ihrem Nachbarn Jim, einem gesellschaftlichen Außenseiter, der sich mit Diebstählen und Drogengeschäften über Wasser hält. Außerdem wohnt in der Straße auch noch Sara, ein kleines Mädchen, die von ihren Eltern wie eine Gefangene gehalten und massiv vernachlässigt wird, was Isabelle beobachtet.

Das Buch bemüht sich um eine große Aktualität. Es versucht, die Stimmung nach 9/11 in Berlin und in London zu beschreiben und die Veränderungen der Wahrnehmung und des Sicherheitsempfindens. Dies finde ich überwiegend aufgesetzt und gekünstelt. Ich gebe zu, dass ich manchmal morgens erleichtert aufatme, wenn ich die U-Bahn verlasse und es ist nichts passiert. Und wenn ein Flugzeug etwas tiefer über der Stadt fliegt, krieg ich ein mulmiges Gefühl. Leider kann ich diese meine Ängste und Gefühle in dem Buch überhaupt nicht finden. Die Beschreibungen wirken eher so als würde jemand aus der Zeitung vorlesen, statt aus seinem eigenen Seelenleben.

Isabelle und Jakob sollen charakteristisch sein für die heute 30-40-jährigen, also auch für mich. Auch dies kann ich absolut nicht nachvollziehen. Ich kenne viele 30-40-jährige, auch einige, die ein bisschen oberflächlich sind oder orientierungslos. Aber niemanden, der auch nur annährend so ist wie Isabelle oder Jakob. Kann das vielleicht einfach daran liegen, dass sich die Autorin täuscht in ihrer Einschätzung?

Insgesamt muss ich leider feststellen, dass mir "Die Habenichtse" nicht gefallen hat. Die Autorin demonstriert überaus deutlich, dass sie sich aller möglicher aktueller Brennpunkte bewusst ist (Drogen, Gewalt, Kindesmissbrauch, Prekariat, Terrorgefahr), lässt sich aber auf keines der Themen wirklich ein. Genausowenig wie auf ihre Figuren. Ob das wirklich Absicht war, mag ich bezweifeln.

Mittwoch, Januar 3

New Year 2007

Eigentlich sollten wir das neue Jahr in Bielefeld begrüßen. Auf einer Party unter dem Motto "Die Zwei". Obwohl ich diese Serie gar nicht kenne und außerdem keine Mottoparties mag. Nachdem ich zuerst zugesagt hatte, dann abgesagt wegen Verkleidungszwang, dann wieder zugesagt wegen Minikleid-gilt-auch-als-Verkleidung, überkamen unsere Bielefelder Freundin St. finale Zweifel, ob die Party überhaupt lustig werden würde. Daraufhin änderten wir spontan unsere Pläne, riefen auf gut Glück eine Pension auf Sylt an, hatten Glück, bekamen ein bezahlbares Zimmer und los ging's.

Sylt ist ja grundsätzlich eine etwas seltsame Insel ("ohne Bunte wäre es nur irgendeine Nordseeinsel"). An Silvester aber besonders. Es ist ja so, dass es im Winter auf Sylt tendenziell eher kalt ist, deshalb ist ja auch die Hauptsaison im Sommer. Nichtsdestotrotz besteht ein unglaublicher Hype bezüglich Silvester-Parties auf Sylt. Ein Silvester auf Sylt gilt als der ultimative Start ins Jahr. Nun gut.

Abgesehen davon, dass es grundsätzlich kalt ist im Winter, war es in diesem Jahr auch außergewöhnlich stürmisch. Trotzdem war die Insel voll. Die Leute blieben auch nicht in ihren Hotelzimmern, sondern stromerten am Strand entlang, liesen sich durchpusten und von der Gischt vollspritzen. Da Sonnenbaden und Strandkorb-Lümmeln definitv ausfielen, konzentrierte sich die Meute ansonsten auf die berüchtigten Gastronomiestätten. Entsprechend waren diese fast ausnahmslos voll, laut und ungemütlich. Außerdem war alles sehr geschmackvoll mit Luftschlangen dekoriert. Sogar die Busse, in denen die Stimmung auch am Dampfen war.

Die Silvester-Menüs auf Sylt beginnen um 19 Uhr, was für mich aus Styling- und Nahrungsaufnahme-Gründen definitiv zu früh ist. Pünktlich um 18.45 Uhr setzte der Regen ein, was unmittelbar dazu führte, dass beim besten Willen kein Taxi zu bekommen war. Ich also in meinem Kleidchen äußerst unelegant eine Plastiktüte über'm Kopf haltend zu Fuß zum Strandbistro. Außer uns hatte sich im Strandbistro eine etwa 40-köpfige fröhliche Partygesellschaft mit zehn pubertierenden Kindern eingebucht. Ich muss zugeben, dass diese Runde letztendlich weniger störend war, als ich anfangs vermutet hatte. Sie orderten gleich zu Anfang des Abends mehrere Flaschen Bacardi und Cola light (!), vielleicht hat das letztendlich zur relativen Ruhe beigetragen. Die Kinder waren etwas schwieriger, sie tranken normale Cola ohne Bacardi und waren ziemlich hyperaktiv, was sich besonders in ständigem Hinaus- und Hereinlaufen äußerte. Dies war anstrengend, denn draußen war's kalt, regnerisch und stürmisch und unser Tisch lag in direkter Luftzuglinie zur Tür. Entsprechend war mir den ganzen Abend kalt.

Das Menü begann letztendlich um Viertel nach acht, war insgesamt sehr gut und nachdem uns der Wirt auch noch eine Flasche Chianti und eine Flasche Prosecco ausgegeben hatte, war es auch gar nicht mal mehr so teuer. Um 12 konnten wir auch noch ein Feuerwerk bestaunen, das uns von professionellen Pyrotechnikern trotz äußerst widriger Wetterverhältnisse dargeboten wurde. Leider blieb das Wetter im weiteren Verlauf des Abends so schlecht, das an ein Wechseln der Location nicht zu denken war. Wir blieben deshalb einfach im Strandbistro, machten noch die Bekanntschaft eines sympathischen Autohändler-Pärchens aus der schleswig-holsteinischen Provinz, liesen uns die Schleswig-Holstein-Hymne vorsingen und wankten dann betrunken (jetzt ohne Plastiktüte, weil war egal) zurück in die Pension.

Den Neujahrstag verbrachten wir ebenfalls auf der Insel. Wir zwangen uns, noch ein bisschen durch Keitum zu laufen und dann auch noch eine Stunde am Strand entlang, obwohl das Wetter noch schlechter war als am Tag zuvor. Völlig durchgefroren, durchnässt und übermüdet fuhren wir schließlich gegen halb sechs nach Hamburg zurück.

Da ich befürchte, aufgrund dieser anstrengenden Tage demnächst krank zu werden, trinke ich seit Montagabend regelmäßig Meditonsin. Bisher halte ich mich aufrecht. Zweifellos der ultimative Start in 2007.

Dienstag, Januar 2

what's going on?

Neues aus dem Intranet

11:52 Bitte kümmert euch um eure Spam-Ordner!

14:44 Aus Sicherheitsgründen werden alle Mitarbeiter aufgefordert, ihr Passwort zu ändern.

15:30 Datenbank ist down.

New Year 2007

Phoebe und Keks an Silvester im Sturm auf Sylt
...coming soon...

Schöner Wohnen

Das alte Jahr wurde mit einer lustigen Bad-Streich-Aktion beendet. Diese Aktion wäre eigentlich schon vor zwei bis drei Jahren dringend fällig gewesen, wurde von uns aber erfolgreich verdrängt. Wenn wir Besuch hatten, war es immer ein bisschen peinlich, noch dazu wo wir auch noch einen auffälligen Sprung in der (Wasch-)Schüssel hatten. Meistens bin ich das Ganze offensiv angegangen und hab den Besuch gleich umfassend in Kenntnis gesetzt: "Ja, das Bad ist jetzt nicht in seinem besten Zustand. Aber wir müssen einfach beide zu viel arbeiten, und dann will man nicht auch noch am Wochenende... du weißt ja, wie das ist."

Um diese Altlast dann nicht aber auch noch mit ins neue Jahr zu nehmen, sind wir das Problem am Samstag schließlich angegangen. Keks tüftelte einen etwas knappen, aber machbaren Zeitplan aus. Da wir es dann schließlich bereits um 9.30 Uhr aus dem Bett schafften, waren wir von Anfang an 90 Minuten im Verzug.
Erst nahmen wir es ganz genau, klebten alles sorgfältig ab, weichten alle Wände mit einem supergiftigen Tapetenlöser ein und machten uns an die Spachtelarbeiten. Am Anfang fand ich es ansatzweise witzig und erzählte Keks spannende Geschichten aus dem Leben eines Archäologenpärchens, das in jahrhundertealten Gemäuern nach dem uralten Schatz einer Hamburger Kaufmannsfamilie suchte.
Als wir nach einer Stunde aber weder einen Schatz gefunden noch sichtbare Fortschritte bei den Spachteleien gemacht hatten, wir unserem Zeitplan mittlerweile drei Stunden hinterherhinkten und mir der alte Aberglaube meiner Oma eingefallen war, nachdem man über den Jahreswechsel nichts Angefangenes liegen lassen darf, warfen wir unseren Perfektionismus über Bord. So ähnlich muss es in diesem Bad übrigens seit Jahrzehnten geschehen sein, denn wir hatten teilweise bis zu vier Schichten Farbe abgetragen. Keks rührte eine weitere giftige Klebemasse an und kleisterte damit die von uns freigelegten Löcher wieder zu.

Unser Plan für den späten Nachmittag sah eigentlich vor, dass wir beide an verschiedenen Stellen des Bades anfingen, die Wände zu streichen und dass wir uns letztendlich gemeinsam an die Decke machten. Leider mussten wir diesen Plan kurzfristig ändern, da die Farbe, die beim vormittäglichen Spachteln noch sehr hartnäckig gewesen war, jetzt beim sanften Streicheln mit einem Malerpinsel plötzlich in handflächengroßen Schuppen von der Wand kam, allerdings auch nur wieder sporadisch, so dass eine erneute Spachtel-Aktion uns nicht wirklich weitergebracht hätte. Wir reorganisierten daher schnell die Arbeitsteilung. Ich fing an einer Ecke an die Wände zu streichen und sobald sich irgendwo die Farbe löste, kam Keks mit dem Spachtel und spachtelte weg, was ging, während ich mir eine andere Ecke zum Pinseln suchte. Ging mit dem Spachtel nichts mehr, pinselte ich wieder fröhlich drüber bis wieder Teile der Wand runterkamen und so weiter und so fort. Dieses Ringelreihen spielten wir über mehrere Stunden. Ich hatte mich schon darauf eingestellt, dass es die halbe Nacht so weiter gehen würde, aber irgendwann hatten wir einen stabilen Zustand erreicht, in dem weniger abbröckelte als dran blieb und dann ging's ratz fatz. Und jetzt ist das Bad ganz schön.
Es ist nur so, dass an verschiedenen Stellen des Bades, die Wandfarbe unterschiedlich dick ist (so zwischen einer und sieben Schichten) und wir nicht genau wissen, wie lange das halten wird und an wie vielen Stellen wir nochmal nachbessern müssen. Aber zumindest sind die Wände jetzt weiß und haben keine Schimmel- oder sonstigen Flecken. Den Vorhang mag ich allerdings nicht mehr ins Fenster hängen, denn der hat die dunkelweiß-gelbe Farbe, die unsere Wände bis vor kurzem auch noch hatten und passt einfach nicht mehr dazu.