Montag, Februar 5

Jonathan Franzen: Schweres Beben


Endlich hab ich beim Griff ins Bücherregal mal wieder ein richtig gutes Buch erwischt. Zwar bleiben "Die Korrekturen" von Jonathan Franzen nach wie vor unangefochten alleinige Gewinner des Literatur-Phoebe-Preises, "Schweres Beben" schafft es aber auch locker auf die shortlist.

Louis ist Anfang Zwanzig, unterbezahlter Radiotechniker bei einem erfolglosen Privatsender und mit sich und der Welt die meiste Zeit unzufrieden. Bei einem Erdbeben kommt seine Stief-Großmutter ums Leben und seine Mutter erbt einen schönen Batzen Geld, der aber zunächst in einer Chemiefirma gebunden ist.
Louis lernt die Seismologin Renee kennen, die dem Erdbeben auf der Spur ist. Renee ist schon (!) dreißig und an einer Stelle hab ich das Buch an die Wand geworfen, nämlich als Louis darüber sinniert, dass seine frühere zweiundzwanzig-jährige Flamme Lauren deutlich knackiger ist als Renee!

Ich bin gleich zu Keks gelaufen und hab ihm die Stelle vorgelesen und mich entsprechend entrüstet. Der Keks hat das gelassen genommen, er erinnerte mich daran, dass ich auch schon mal gesagt hätte, er wäre keine 20 mehr. Nach einem fünfminütigen Monolog meinerseits über Frauen und Männer und das Alter im Allgemeinen und Phoebe im Besonderen und überhaupt Respekt und Einfühlungsvermögen hat der Keks zumindest eingeräumt, dass es auch 22-jährige gibt, die nicht so knackig sind wie ich. Ein Sieg auf der ganzen Linie, würde ich sagen.

Nun, also, Louis und Renee entwickeln die Theorie, dass die besagte Chemiefirma die Erdbeben auslöst und wollen diesen Skandal aufdecken.
Louis Radiosender wird von einem fanatischen Abtreibungsgegner aufgekauft und Louis kündigt seinen Job, ist arbeitslos und treibt so vor sich hin. Als Louis gerade beschließt, fest zu Renee zu ziehen, taucht Lauren (die 22-jährige, wir erinnern uns!) wieder auf und die Dinge spitzen sich zu.

"Schweres Beben" ist ein Familienroman, besonders auch ein Umweltroman und ein Liebesroman. Keine der Figuren ist besonders sympathisch, trotzdem vermisse ich sie jetzt schon, sie sind sehr treffend charakterisiert und selbst in ihren diversen Neurosen sehr gut nachvollziehbar.

Das Buch ist teilweise sehr spannend, aber auch die weniger spannenden Stellen hab ich förmlich in mich aufgesaugt. Insgesamt ein echter Knaller, volle Punktzahl!

2 Kommentare:

percanta hat gesagt…

Das Buch lese ich auch gerade, letzte Woche begonnen nach "Wir bleiben in der Nähe" von Tilman Rammstedt.
Da Du es schon die ganze Zeit als Blogbild oben rechts hast, stell ich mir bisher übrigens vor, dass Du aussiehst wie das Fräulein auf dem Cover.

phoebe hat gesagt…

Oh, das ist sehr schmeichelhaft für mich! In Wirklichkeit sehe ich aber ganz anders aus. Keine Locken, blond, lange Haare. Und auch sonst. Anders.

Ich weiß auch nicht, wer das sein soll auf dem Cover. Es kann ja wohl nicht Renee sein, oder? Vielleicht Eileen? Und der Typ? Louis auf jeden Fall nicht.

Sag bescheid, wenn du das Buch durch hast. Wie du es gefunden hast. Ich bin gespannt.