Mittwoch, Dezember 27

Christmas Time

Nun haben wir es wieder hinter uns. Eigentlich hatte ich beabsichtigt, heute zu posten, Weihnachten 2006 wäre ein sehr unaufgeregtes Weihnachten gewesen. Aber es kam anders.

Es ist sehr komisch, am 23.12. die schönste Stadt und den besten Keks der Welt zu verlassen, um Weihnachten in der niederbayerischen Provinz zu verbringen, wo sich früher mal mein Leben abgespielt hat. Aber es musste sein. Prompt bekam ich in der ersten Nacht in meinem alten Zimmer, das mittlerweile zum Büro-, Fitness-, Fernseh-, Abstell- und Chill-Out-Areal meiner Eltern geworden ist, eine üble Migräne-Attacke, die nur durch Plündern des mütterlichen Apothekenschränkchens zu stoppen war. In der zweiten Nacht hab ich mich in den Schlaf geheult. In der dritten Nacht musste ich auf Klo, wo aus unergründlichen Quellen Wasser ausgelaufen war, was dazu führte, dass ich nasse, kalte Füße bekam und zwei Stunden lang nicht mehr einschlafen konnte.

Außer den üblichen Verwandtschaftsbesuchen und Magenschmerzen gab es zwei Ereignisse, die dieses Weihnachten zu einem unvergesslichen Weihnachten gemacht haben.
In den letzten Wochen hatten Keks und ich immer schöner und bunter vom luxuriösen Leben in unserer eigenen Wohnung in Uhlenhorst geträumt. Wie wir im Garten Erdbeeren pflanzen können und Sommerabende mit einem Glas Rotwein auf unserer Terrasse genießen und Partys feiern und so. Dafür hätten wir uns sogar auf Haaresbreite an die Insolvenz heran verschuldet. Ich hab im Geiste schon die Küche gefliest, da kam der Todesstoß für unseren Traum. Ein einzelner Mensch stellte eine einzelne einfache Frage, die wir aus irgendwelchen Gründen bisher völlig übersehen hatten. Wir stellen diese Frage eigentlich immer als erstes, diesmal aber nicht.
"In welche Himmelsrichtung liegt eigentlich die Terrasse?" Antwort: Norden. Tiefster Norden.
Projekt Uhlenhorst ist damit erstmal beendet.

Meine Eltern in freudiger Erwartung des freudigen Hochzeitsereignisses im nächsten Jahr hatten eine Menge Vorschläge auf Lager, wie, wann und wo das Fest zu begehen sei. Um mich über den tragischen Verlust des Wohnungstraums hinwegzutrösten, versuchte ich mich am Hochzeitstraum und unternahm gemeinsam mit meinen Eltern einen Location Check in Kirchen und Hotels. Abends muss ich wohl etwas zu enthusiastisch von unseren Nachforschungen berichtet haben, denn Keks reagierte unwillig.
"Im Juli hab ich keine Zeit."
"Ich weiß ja noch gar nicht, ob ich überhaupt jemanden einladen will."
"Vielleicht haben wir ja gar kein Geld."
"Es ist ja noch so lange hin, da mach ich mir noch keine Gedanken."
All dies ergab in der Summe ein äußerst gereiztes Telefonat und die übliche emotionale Überreaktion einer Frau, die gerade erfahren hat, dass der Garten ihrer Traumwohnung nach Norden liegt.
"Er will gar nicht heiraten."
"Ich bin ihm völlig gleichgültig."
"Er liebt mich nicht mehr."
"Er hat mich noch nie geliebt."

Zwei Tage, 27 Telefonate und eine große Versöhnung später ist die Welt wieder in Ordnung und ich kann mich eigentlich kaum noch daran erinnern, wie es dazu kommen konnte.

Zurück in Hamburg dann die Bescherung: Unter unserem Weihnachtsbaum lagen ein Gutschein für einen Segelkurs auf der Außenalster (für Phoebe) und ein Füller von Mont Blanc (für Keks). Wir saßen auf unserem Rolf-Benz-Sofa, tranken eine teure Flasche Rotwein und waren sehr froh, dass das mit der Wohnung nicht geklappt hatte, so dass wir weiter unser Geld für unsinnige Dinge ausgeben können.

1 Kommentar:

Lillian hat gesagt…

ach, schlaflose nächte in der bayerischen heimat, ich kenn das gut. merry christmas.
und: niemals terrasse nach norden!